Wie die meisten Menschen in Mitteleuropa bin ich mit Kaffee aufgewachsen. Ungefähr ab dem 14. Lebensjahr war mein erstes Getränk des Tages ein “Pott Kaffe”, wie ihn meine ostdeutsche Mutter liebevoll nennt. Zugegeben, am Anfang war es eher “Milch und Zucker mit ein bisschen Kaffee”, aber ich gewöhnte mich schnell an das Getränk der Erwachsenen und lernte es zu schätzen.
Nur wenige Jahre später begegnete ich rein zufällig der Teekultur. Ich war bei einer Schulfreundin zu Besuch, deren Eltern ein wenig “alternativ” waren, wie wir in Österreich auf dem Land zu sagen pflegten. Sie waren von Beruf Kinesiologen, hatten keinen Fernsehapparat im Haus - aber dafür viele Kilogramm exquisiten Tee aus Japan, China und Taiwan. Bei ihnen lernte ich, welche Rolle Wasserhärte spielt, dass es bei der Ziehzeit auf die Sekunde ankommt und dass man für richtig guten Tee Geldsummen ausgeben kann, die andere Leute für Rotwein hinblättern. Ich war fasziniert von dieser Art, Tee zu trinken, aber für eine mittellose Schülerin kam mir dieser Genuss unerreichbar vor.
Viele Jahre später, ich war Ende zwanzig, ging es mir gesundheitlich nicht besonders gut. Ich litt über mehrere Jahre hinweg an chronischer Gastritis und probierte alles aus, was die Schulmedizin zu bieten hat. Nachdem die Beschwerden einfach nicht besser wurden, stellte ich meine Ernährung radikal um und verzichtete über ein Jahr lang auf meinen inzwischen heißgeliebten Kaffee. Wenn ich wirklich müde war, gönnte ich mir vorsichtig ein Tässchen grünen Tee - und siehe da, mein Magen rebellierte nicht.
Kurz darauf schenke mir mein Bruder, von Beruf Pilot, ein chinesisches Gong-Fu-Teeset, bestehend aus vielen kleinen Tässchen, einem Gaiwan und einem Abkühlgefäß. Neugierig sah ich mir einige YouTube Videos an und besorgte mir Oolong-Tee. Einmal besuchte ich auch eine “richtige” Vorführung der chinesischen Teezeremonie. Die Faszination war da, aber im Alltag konnte ich diese Art, Tee zu trinken irgendwie nicht unterkriegen.
Vor ein paar Jahren fing mein Freund Shinko plötzlich an, Matcha zu trinken, und weil er immer alles mit Begeisterung tut, ließ ich mich von seinem Enthusiasmus anstecken und probierte es ebenfalls. Das war zwar nicht meine erste Tasse Matcha im Leben, doch sie schmeckte wunderbar! Auch wenn ich mir damals nicht vorstellen konnte, meinen morgendlichen “Pott Kaffe” auszulassen - inzwischen ist es Realität geworden. Ich genieße täglich nach dem Frühstück einen Chawan voll mit schaumigem, samtigem Matcha, der mich den ganzen Tag über sanft wach hält und mir ein Feuerwerk an Aromen auf den Gaumen zaubert. Als Shinko vorschlug, einen Onlineshop für Matcha, grünen Tee und feine Sachen aus Japan zu eröffnen, musste er mich nicht lang überreden. Es schien mir die perfekte Geschäftsidee für unser “1000-Hände-Haus” zu sein. Jetzt, nach langen Monaten der Vorbereitung, können wir euch endlich unseren geliebten Tee näherbringen. Schön, dass ihr uns auf unserer Tee-Reise begleitet!